Liederabend der Chorgemeinschaft Rauris

Anlässlich des 45-jährigen Bestehens der Chorgemeinschaft Rauris wurde am 22. Oktober 2016 in der Pfarrkirche Rauris ein Liederabend veranstaltet.
Wir möchten uns recht herzlich für das zahlreiche Erscheinen bedanken!

Josef Rheinberger, schrieb zu dieser Bibelstelle das nun erklingende Lied:

Bleib bei uns,Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt

Schon der Titel des Abends „Mit Lieb bin ich umfangen“ singt von eurer Begeisterung mitsammen zu singen, d.h. ihr geht mit euch und eurem Chorleiter Erwin gut um. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum so viele gute Wellen über Berg und Tal gehen und viele Interessierte für euch „laufen“.

Ich sollte als Nachfolger von Frau SR Marianne Stüber im Jahr 1971, als Erneuerer des Kirchenchores heute Grußworte sprechen.
Erst besann ich mich auf einen Jubelruf mit den Titeln: Gratulation, Freude, Dank und  Wünsche, ganz einfach –  4 Sätze sagen.
Nach einem Blick auf das Programm und den persönlichen  Kontakten in Rauris am Tag des Konzerts erschien es mir plötzlich wichtiger, mich bei den Grußworten auf „Bleib bei uns, Herr“ zu beziehen.

Die Szenerie ist bekannt: es ist Ostermontag – und das kann heute sein.
2 Wanderer – finden sich in ausweglos scheinender Situation, sind niedergeschlagen und sehen keine Zukunft mehr.  Sie begegnen einem Unbekannten , der sich ihnen anschließt, seine Anteilnahme bekundet.
Er hört ihren Kummer, er spürt ihre verwundete Seele…..
Das finden die 2 so beachtlich, dass sie ihn zum Bleiben einladen und – er setzt sich mit ihnen zu Tische.
Da gingen ihnen die Augen auf, heißt es im Text weiter. Sie fühlten sie sich nicht mehr schwach, einsam oder traurig. Sie bekamen Füße und rannten zu ihren Freunden, großartig!

Wie passt denn das zu einem Jubiläum, zu einem Konzertprogramm?

Na ja, der erste Teil passt so nicht, denn vor meinem Start wurde auch gesungen und Waltraud und ich fühlten uns z. Bsp. beim Anklöckeln 1970 sehr wohl in der Runde.
Zutreffender finde ich den 2. Teil, wo wieder Hoffnung, Leben einkehrt, als Folge von aufeinander Hören, so wie es auch von Maria und Elisabeth erzählt wird, dass Maria über´s Gebirge ging und viele Tage blieb, so viele offene Fragen hatten die 2 Schwangeren.
Für uns Heutige sehen wir auch, dass man viele wichtige Dinge nicht „Über´s Knie brechen darf“, dass ich in diesen so schnell gewordenen Zeiten meinen Weg, mein Glück, mein Ich, meinen Platz  im Leben suche, finde, bewahre, erhalte, entfalte, immer wieder- dass ich vernetzt bleibe und teile, und dann als freudiges Ereignis, meine Gedanken wieder Füße kriegen!
Bleib bei mir, bleiben wir verbunden, du kannst mir Stütze sein.
So finde ich das „Bleib bei uns, Herr!“  sehr gut passend in eurem Jubiläumskonzert.

Bleib bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens,
Bleib bei uns, wenn wir voll Freude sind, und noch viel mehr, wenn wir kraftlos sind
Bleib bei uns in den Klängen der Musik, in Sängern und Zuhörern,
für lange und lange Zeit.

Bei Helga Leiseder-Moser, Innsbruck, heißt es:
„Einander verstehn wolln, gibt an Zsamkemma erst sein richtign Sinn.
I bin net allweil obn, bin a manchesmal unten,
und für soviel vastehn wolln dank i dir und dir und a dir…“

Jeder trifft beim Singen jeden – Sänger, Sängerin, Organistin, Dirigent, weil es gegeneinander nicht geht. Möglich werden diese Feste durch euch selbst, nicht unwesentlich auch durch Sie, liebe Zuhörer, besser – lb. Mitfeiernde, Mittragende.

Bleibt bei uns, ihr teilt mit uns die Freude an der Musik, als Therapeutikum. Ich lege Bach oder Schubert auf, wenn´s mir nicht so gut geht.
Und: benenne die Musik als großes Himmelswerkzeug für eine gute Gemeinschaft. Auf eurer Homepage lese ich verwandte Gedanken.

Gebt  den Gefühlen, Wünschen und widerstreitenden Meinungen  genug Raum, denn Zusammenarbeit ist wichtiger als Arbeit. Mir gelang das in jungen Jahren noch nicht so gut.

In aller Bescheidenheit darf ich sagen: Ich war nur der Zündfunke, der 1971 mit dem damals neuen Hr. Pfarrer Franz Stanglmeier  Impulse für den Neustart gab. Ich freue mich, dass meine Nachfolger Sepp Scheibner, Burgi Eidenhammer, Elisabeth Wimberger, Rosi Moser-Taferner, Dieter ……und nunmehr Erwin Wieser das Feuer der Musik in euch –  am Leuchten gehalten haben bzw. es noch immer tun und ihr so vielen Menschen Freude macht.

Dass euch das über einen langen Zeitraum immer wieder gelungen ist und gelingt, dazu gratuliere ich euch und wünsche euch allen alles erdenklich Gute.
Symbolisch für alle Anwesenden überreiche ich dir, lieber Chorleiter Erwin und dir, liebe Obfrau Kathrin Brot: „Ihr seid wie Brot: nahrhaft, schmackhaft, gemeinschaftsfördernd“.

Euer Ludwig Fuchsberger

Bleibe bei uns, Herr,  denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.

Bleibe bei uns – bei allen Menschen
Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.

Bleibe bei uns, wenn wir leiden oder seelisch verletzt sind,
Bleibe bei uns mit deinem Trost und Segen,

Bleibe bei uns Sängern und Musikern, dass wir nicht müde werden,
Freude zu bringen

Bleibe bei uns und stärke in uns Vertrauen, Hoffnung und Liebe
für lange und lange Zeit

Amen

Ergänzende –  nicht ausgesprochene Gedanken

Augustinus von Hippo: ca. 300 n.Chr.
Indem wir singen, wird nicht nur eure Liebe hörbar, sondern auch die Stille.
Singen ist ein Weg nach innen.

Dr. Anselm Grün OSB, geb. 1945
Musik ist ein Fenster zum Himmel. Wenn ich Musik höre, dann spür ich, dass meine Seele Flügel bekommt.
Sie fliegt über diese Welt hinaus, in die Welt der Transzendenz .

Bischof Kurt Koch, jetzt Kurienkardinal in Rom
Die gesamte feiernde Gemeinde ist Träger der Liturgie – mit vielen Rollen, die von Laien gespielt werden.

Kurt Koch
Kirchenmusik ist nicht nur eine schöne Ausschmückung der Liturgie. Sie ist selbst Liturgie und somit wesentliche Gestalterin des Lebens in vielfältigster Weise im Jahres- und Lebenskreis.

Zu meinen obigen Gedanken:

  • Wem das alles zu fromm erscheint, der findet seinen Anker vielleicht in anderer Form, z.Bsp. wenn er sich sagt: Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt, sie dreht sich nicht um mich, aber ich bin da. Ich stamme nicht aus mir, andere schufen mich, ich bin also Geschenk (n.Clemens Sedmak), bin ev. dankbar – mir selbst, oder meiner Familie gegenüber, oder über das, was mir gelungen ist ….
  • bitte jetzt nicht tiefstapeln:

Sr. Emmanuelle, als pensionierte Lehrerin und Ordensschwester zu den Müllmenschen von Kairo gegangen, sagte:
“Ich hab in jedem noch so mit Schwächen und Nöten belasteten Menschen was Gutes entdeckt,“ tröstlich,nicht?!
Ich weiß nicht, wie vielen Menschen sie Hoffnung geben konnte. Aber es  war ihr und vielen anderen Vorbildern der letzten 2000 Jahre nur möglich im Blick auf Jesus, der allen Menschen Ansehen verlieh und damit meinte:
„Du bist zur Freude gemacht“ (Phil Bosmans). Das klingt wie ein Schöpfungshymnus für alle Welt  und die Menschen.
Niemand braucht sich ausgeschlossen fühlen.

  • Wenn ich zu einem Ereignis was sagen soll, bei dem es auf Stimmen und Stimmung ankommt, weil es um´s Hören, um Harmonien, um Verarbeitung eines Textes geht, muss ich nachdenken.
  • „Chorgemeinschaft“ baut auf Voraussetzungen: ein paar Sätze zu eurem 45-iger.

Da wär der bewusste Wille der Mitglieder zur Singgemeinschaft,
und dann das musikalische Können auch,
ebenso das „für sich selber Gutes tun“,
dazu die Resonanz mit  Anderen, im Chor selbst, mit dem Chorleiter, mit den Hörern,

auch die Empfindung zu „tragen und getragen zu werden“.

  • Ja, ich denke, der erste Satz oben stimmt: Mit Lieb bin ich umfangen drückt eine Ursehnsucht von uns Menschen aus, und wo jemand das zu leben versucht, bleibt es nicht im Verborgenen. In unserer oft sehr groben, entfremdeten Welt bekommt das Publikum Füße, Gott sei Dank!
  • Ihr seid nicht der Rahmen oder die Umrahmung des Festspiels „Liturgie“, sondern wie Kurt Koch sagt, Ihr seid Communio, Ihr lebt Gemeinschaft. Da steigt der Satz eines Beobachters der jungen jesuanischen Kirche auf: „Seht, wie sie einander lieben!“ Ja, Musik ist eine sehr gute Wahl hiezu.
  • Liebes Publikum, besser, liebe Mitfeiernde, ihr seid wichtig. Genießt diesen Abend. Gebt Resonanz!